Sonderformen der Mauerwerksbögen
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Allgemeines
Neben den bereits angeführten Bogenformen, Rundbogen, Segmentbogen, Korbbogen und scheitrechter Bogen, gibt es eine Vielzahl weiterer Bogenformen, die in den unterschiedlichen Zeitepochen und Kulturen verwendet wurden.
Manche dieser Bogenformen üben dabei keine tragende, statische Funktion mehr aus, sondern sind nur mehr reine Zierdeformen wie der Vorhangbogen, der Zackenbogen oder der Karniesbogen. Bei vielen von ihnen gibt es auch keine eindeutige Bogenkonstruktion.
Einige Arten
Bogenform |
Zeichnung |
Beschreibung |
Spitzbogen
normal |
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Der Spitzbogen wurde sehr häufig in der Gotik verwendet. Alle Spitzbögen besitzen beim Schlussstein einen Knick. Der Bogenmittelpunkt ist in seiner Regelform beim gegenüberliegenden Kämpferpunkt, das bedeutet, dass der Bogenradius gleich der Spannweite ist.
Nachteil: große Stichhöhe.
Beispiel: Spitzbögen aus NF und Naturstein, Lehrbauhof Salzburg, Großgmain und Ubeda |
Spitzbogen
gedrückt |
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Beim gedrückten Spitzbogen liegt der Bogenmittelpunkt zwischen dem gegenüberliegenden Kämpferpunkt und der Mitte der Kämpferlinie. Der Knick am Schlusstein fällt geringer aus, die Stichhöhe nähert sich der des Rundbogens an.
Beispiel: zwei Spitzbögen ineinander, Keszthely, Ungarn |
Spitzbogen
überhöht |
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Der überhöhte Spitzbogen wird auch Lanzellottbogen genannt. Der Bogenmittelpunkt liegt auf der Höhe der Kämperlinie, aber bereits außerhalb des gegenüberliegenden Widerlagers, der Bogenradius ist damit größer als die Spannweite.
Nachteil: sehr große Stichhöhe.
Beispiel: Kirchenfenster Lleida, Spanien |
Eselsrücken |
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Der Eselsrücken ist ein Spitzbogen mit einem kleinen Gegenbogen beim Schlussstein. Der Name kommt vom überstehenden Rückgrad eines Esels.
Besonders häufig wurde dieser Bogen in der Spätgotik verwendet.
Beispiel: Eselsrücken, Stadtpfarrkirche Graz |
Kielbogen |
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Der Kielbogen ist sehr verwandt mit dem Eselsrücken. In der hier dargestellten Form ist er kaum mehr statisch tragfähig. Deshalb findet man über ihm häufig lastabtragende Entlastungsbögen.
Beispiel: Kielbogen |
Tudorbogen |
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Der Tudorbogen ist eine Art Korbbogen mit aufgesetztem Spitzbogen. Er wurde in der englischen Spätgotik aber auch bei den Bauten der Großmogule in Indien verwendet.
Beispiel: Tudorbögen, Indien |
Einhüftiger
Bogen |
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Der einhüftige Bogen, steigende Bogen oder Hüftbogen wurde häufig unter Stiegenlaufplatten verwendet. Es gibt von ihm mehrere, verschiedene Konstruktionsformen.
Bei der dargestellten Konstruktionsweise wird zuerst der Mittelpunkt 1 über die Winkelhalbierende zur Laufplattenkante erzeugt. Dann kann man über den Verschnittpunkt der Laufplattenkante und der 2. Widerlagerseite die Höhe des 2. Mittlepunkts ermitteln. |
Einhüftiger
Bogen
Schwanenhals
Abschnittmethode
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Der einhüftige Bogen als Schwanenhalskonstruktion. Bei der Abschnittmethode wird ein Kreisbogen über die Steigungslinie erhöht.
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Karniesbogen |
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Unter Karnies versteht man eine Art s-förmiges Profil, ein Bogen und gleich darauf wieder ein Gegenbogen.
Der Karnisbogen ist eine Zierdeform und wirkt statisch nicht wie ein Bogen in dem nur Druckkräfte auftreten.
Beispiel: Karniesbogen, Salzburg |
Vorhangbogen |
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Der Vorhangbogen ist wie der Karniesbogen eine reine Zierdeform und ist statisch nicht tragfähig. Dementsprechend verlaufen die Fugen nicht zum Bogenmittelpunkt. |
Zackenbogen |
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Die Zacken sind nur als Zierde abgehängt. Tragfähig ist der darüberliegende Rund- oder Spitzbogen.
Beispiel: Zackenbögen aus Indien |
Parabelbogen |
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Der Parabelbogen wurde in der Vergangenheit nur selten verwendet.
Statisch bildet er aber nahezu die Idealform und hat somit eine sehr hohe Tragfähigkeit.
Eine Parabel kann man relativ einfach über die Tangenten konstruieren. Dabei werden die Abstände immer halbiert.
Beispiele: Parabelbogen als Straßenbrücken über einen Fluß in Fes, Marokko, einer Autobahnunterführung in Südspanien und einem Fenster in St. Martin. |
Weitere Bogenformen
Der Schulterbogen mit zwei einspringenden Kämpfersteinen ist mehr eine Fenster- oder Türüberlage als ein Bogen.
Der Florentiner Bogen
hat als innere Linie einen Halbkreis (Rundbogen), mit der äußeren Linie bilden die Keilsteine einen Spitzbogen.
Einen Entlastungsbogen nennt man einen Rund- oder Segmentbogen der im Mauerwerk über der sichtbaren Bogenform oder einem Sturz eingebaut wird. Er hat die statische Aufgabe die größten Lasten abzuleiten.